Geschichte

Katholische Filialkirche St. Anton in Vohburg an der Donau
Antoniuskirche mit angrenzendem ehemaligen Franziskanerkloster

Das Bild des Vohburger Ulrich-Steinberger-Platzes wird neben dem Rathaus, also der ehemaligen Andreaskirche, durch die Antoniuskirche geprägt: Sofort springt dem Betrachter die halbrunde Fassade auf der Westseite mit der kleinen Portalvorhalle sowie der Freitreppe zum Ulrich-Steinberger-Platz hin ins Auge. Das Gebäude, das an der Nordfront an die Kirche anschließt und heute unter anderem die Sparkasse beherbergt, war früher Teil des Franziskanerklosters, zu dem St. Anton gehörte.

Mit der Niederlassung des Franziskanerordens im Jahr 1726 in Vohburg beginnt die bewegte Geschichte der Antoniuskirche. Zunächst besaßen die Franziskaner lediglich ein Haus auf dem Ulrich-Steinberger-Platz; im selben Jahr begann man aber bereits mit dem Bau von St. Anton. Zwei Jahre später wurde die Kirche fertiggestellt und durch Bischof Langwerth von Simmern geweiht.

Die Säkularisation macht auch vor dem Vohburger Franziskanerkloster nicht Halt: Es wurde 1802 aufgelöst. Dennoch wurden die hochgeschätzten Reliquien des Seligen Bauern von St. Andreas nach St. Anton überführt. Kurz darauf, 1803-1823, nutzte man das Gotteshaus sogar als Ersatzpfarrkirche, bis die Renovierung von St. Peter abgeschlossen war. Während dieser Zeit lag die Aufmerksamkeit der Pfarrei dennoch so sehr auf den beiden anderen Kirchen, dass die Antoniuskirche mehr und mehr verfiel. Zum Abschluss der Renovierung von St. Peter ließ Pfarrer Lettner die Barockaltäre nach St. Peter bringen, da er davon ausging, dass St. Anton in naher Zukunft abgerissen werde. Einige Einrichtungsgegenstände wurden privat abgegeben und die Verehrungsstätte des Seligen Bauern wurde 1837 nach St. Andreas zurückverlegt. Die Antoniuskirche wurde nun als Turnhalle, Lagerraum und manchmal auch als Theatersaal genutzt, bis sie 1846 zur Minderung der Schulden schließlich veräußert wurde.

Es folgte ein kurzer Lichtblick: Der Magistrat ließ 1852 den Kirchturm auf eigene Kosten erneuern und 1860 ging St. Anton in den Besitz der Spitalstiftung Vohburg über, die eine offizielle Bitte um die Übertragung der Benefizien und Jahrtage von St. Andreas nach St. Anton formulierte. Obwohl einer generellen Instandsetzung und erneuten Weihe der Kirche zugestimmt wurde, kam es vorerst nicht dazu. Stattdessen wurde die Hoffnung auf die Renovierung jäh zerschlagen, als man das Gotteshaus 1866 im österreichisch-preußischen Krieg als Pferdestall für das Heer nutzte.

Instandsetzungsmassnahmen ab 1879

Wegen der inzwischen stark vorangeschrittenen Baufälligkeit von St. Andreas stellte man 1879 einen erneuten Antrag zur Nutzung der Antoniuskirche. Als die Pfarrei das komplette Franziskanerkloster angekauft hat, wurde es renoviert: Das Kloster wurde zur Schule umfunktioniert und die Kirche diente wieder dem sakralen Gebrauch. Domvikar Georg Dengler plante die Renovierung, die 1880 abgeschlossen wurde, im neugotischen Stil.

Im Jahr 1922 war es abermals notwendig, die Kirche instandzusetzen. Dabei entschied man sich für eine Reduzierung des nazarenischen Raumkonzepts, sodass die Wandbemalung in einer neutralen Farbe übertüncht wurde. Die Wandgemälde über dem Hochaltar behielt man bei. Nachdem St. Anton im Zweiten Weltkrieg durch Fliegerangriffe beschädigt worden war, waren 1946/47 weitere Renovierungsmaßnahmen notwendig. Das Wandgemälde über dem Hochaltar blieb wiederrum erhalten, neu hinzu kamen die Deckengemälde sowie die Glasfenster.

Katholische Filialkirche St. Anton in Vohburg an der Donau
Westfront von St. Anton

Eine gänzliche Umgestaltung des Altarraums erfolgte 1965: Der neugotische Altar wurde ersatzlos entfernt, das Wandgemälde über dem Hochaltar wurde neutral überstrichen und so der restlichen Wandgestaltung angepasst. Außerdem wurde über dem Altar ein hängendes Kruzifix installiert.

Die jüngsten Veränderungen erfuhr die Antoniuskirche 1998. Die raumhohe Stele mit dem Titel „Die 12 Tore des himmlischen Jerusalems“ ist nun der Zielpunkt des Altarraums. Davor hat Künstler Friedrich Koller einen Volksaltar aus Stein und Metall geschaffen, dazu passend sind Ambo, Osterleuchter und Apostelleuchter angefertigt worden. Zusätzlich wurde der auf die Wände gemalte Kreuzweg mit deckungsgleichen Leinwandbildern verdeckt. Als Relikte der neugotischen Kirchenausstattung von 1880 haben die Unterbauten der Seitenaltäre, die Kanzel, das Gestühl sowie die Empore überdauert.

Erfahren Sie hier mehr zu den Elementen des Kirchenraums:

Altarraum und Hochaltar

Seitenaltäre

Die Kanzel

Verehrungsstätte des Seligen Bauern

Gegeißelter Heiland

Deckenmalereien

Altarraum und Hochaltar

Katholische Filialkirche St. Anton in Vohburg an der Donau
Hochaltar einschließlich Buntglasfenster

Die Ausstattung des Altarraumes wurde bei den letzten Renovierungen immer weiter reduziert: Die ursprünglich farbig gestrichenen Wände erscheinen nun in neutralem Weiß. Auch das große hängende Kruzifix aus den 1960er Jahren wurde wieder entfernt.

Statt des kunstvollen Hochaltars aus vergangener Zeit sind jetzt der Volksaltar aus Stein und Metall, der Ambo und das Scheibenkreuz aus Metall und Holz sowie die hölzernen Sitzbänke für die Ministranten und weiteren Dienste im Altarraum prägend.

Zentral im Blick ist aber seit 1998 die raumhohe Stele in Weiß und Goldgelb des Bildhauers Friedrich Koller. Das flache Relief stellt die 12 Tore des himmlischen Jerusalem dar, wie sie in der Offenbarung des Johannes beschrieben werden: „Die Stadt hat eine große und hohe Mauer mit zwölf Toren und zwölf Engeln darauf. […] Im Osten hat die Stadt drei Tore und im Norden drei Tore und im Süden drei Tore und im Westen drei Tore.“ (Offb 12f.)

Rechts und links der Stele befinden sich die beiden Buntglasfenster der Münchner Firma Gustav van Treek aus den Jahren 1946/47. Das linke zeigt den Hl. Antonius, den Kirchenpatron, bei der Fischpredigt. Auf der rechten Seite wird die Hl. Elisabeth gezeigt, wie sie einen Korb mit Brot zu den Armen bringt und sich das Rosenwunder ereignet.

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Seitenaltäre

Mit der Umgestaltung von 1925 fand das frühere Hochaltarbild des Münchner Malers Johann Caspar Sing einen neuen Platz am linken Seitenaltar. Es zeigt den Hl. Antonius von Padua mit dem Christuskind auf dem Arm. Darunter steht eine Madonnenfigur mit Strahlengloriole aus Holz.

Der rechte Seitenaltar wurde dazu passend neu geschaffen. Das Leinwandbild greift die Strahlengloriole der Madonna auf und ergänzt es mit Spruchbändern der Kreuzesverehrung. In das Bild wurde ein Kreuz, das Teil der vorherigen barocken Einrichtung war, integriert. Die darunter stehende Figur der Mater dolorosa, also der Schmerzensmutter unter dem Kreuz, kam ebenfalls neu hinzu.

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Linker und rechter Seitenaltar in St. Anton

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Die Kanzel

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Kanzel an der Südwand

An der Kanzel in der Antoniuskirche fällt zunächst die reiche Verzierung auf. Die aufwändig gearbeiteten Holzschnitzereien sind an zahlreichen Stellen blattvergoldet.

Daneben sind auch die Malereien, die den Korpus der Kanzel zieren, mit Gold hinterlegt. Sie zeigen Jesus Christus an der Frontseite und an den Seiten jeweils zwei der Evangelisten – erkennbar an der Beschriftung im Nimbus. Die Darstellung Christi zeigt ihn als Lehrer – erkennbar an dem Buch, das er hält. Allein in den Evangelien wird Jesus 65-mal „Lehrer“ genannt. Wie ein jüdischer Rabbi hat er mit seinen Jüngern Schüler um sich geschart. Der Priester, der früher auf der Kanzel der Gemeinde das Wort Gottes verkündete, war – wie die Jünger – derjenige, der die Botschaft des Meisters, des Lehrers, weitergab.

Daneben verweist das Buch, das Christus hält, auf die Stelle in der Offenbarung des Johannes:

Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.“ (Offb 22,13)

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Verehrungsstätte des Seligen Bauern

Die Verehrungsstätte des Seligen Bauern Johannes ist auf der linken (Nord-)Wand etwa in der Mitte des Kirchenschiffs. Die Geschichte des Seligen Bauern ereignete sich um das Jahr 1400.

Der gottesfürchtige Bauer Johannes von Griesham verschenkte nach dem Tod seiner Frau und seiner Kinder seinen gesamten Besitz und zog sich als Eremit in den Geisenfelder Forst zurück. Ausschließlich am Sonntag verließ er seinen Wohnsitz, um in Vohburg die Messe mitzufeiern. Eines Tages wurde er von Räubern überfallen und erdrosselt, die ihre Tat jedoch als Selbstmord tarnten. Als der Bauer Johannes danach nicht beim Gottesdienst erschien, entschlossen sich die Leute dazu, nach ihm zu sehen. In seiner Hütte fanden sie ihn dann an einem Strick erhängt vor und folgerten daraus, dass er Suizid begangen habe.

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Schrein des Seligen Bauern Johannes an der Südwand von St. Anton

Folglich wurde der Eremit auch nicht auf dem kirchlichen Friedhof, sondern außerhalb des Ortes auf dem Galgenberg bestattet. Hier ereigneten sich sodann einige Wunder: Drei Kranke, die am Grab vorbeikamen, wurden auf der Stelle geheilt. Daraufhin wurde der Leichnam exhumiert. Nachdem durch die Festnahme der beiden Räuber die grausame Tat vollständig aufgeklärt werden konnte, wurde der Leichnam zunächst auf den Vohburger Spitalfriedhof übertragen.

Im Jahr 1694 wurden die Gebeine in die St. Andreaskirche und 1880 schließlich – nach wiederholten Ortswechseln – endgültig in die Antoniuskirche überführt und in das dortige Raumkonzept integriert. Die kunstvolle Holzverkleidung der Wandnische hat man 1998 reduziert; die kniende Figur des Seligen Bauern mit dem neugotischen Baldachin, wurde oberhalb der Nische neu positioniert.

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Gegeißelter Heiland

Neben dem Eingangsportal von St. Anton befindet sich auf der rechten Seite eine Andachtsnische mit dem gegeißelten Heiland. In der vergitterten Nische befindet sich eine stehende und mit einem goldgesäumten Purpurmantel bekleidete Christusfigur.

Der Heiland trägt eine Dornenkorne, hält Binsen wie ein Zepter und ist mit einem Seil an die Geißelungssäule gebunden. Neben der Geißelung wird damit auch an die Verspottung des Erlösers erinnert.

Katholische Filialkirche St. Anton in Vohburg an der Donau
Figur des Christus im Kerker rechts neben dem Eingangsportal

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Deckenmalereien

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Deckenspiegel in St. Anton

Die Deckenbilder wurden von Sebastian Hausinger 1946/47 im barocken Stil gemalt. Über dem Chorbogen bringt ein Engelspaar mit einem strahlenden Kelch die Verehrung des Sakraments der Eucharistie zum Ausdruck.

Der Decke selbst zeigt drei verschiedene Szenen aus dem Leben Marias, einfache Arbeiten in barocker Manier: die Verkündigung an Maria durch den Erzengel Gabriel, die Heiligen Familie, die sich in der Zimmermannswerkstatt des Josef aufhält, und das große Bild in der Mitte mit der Darstellung der Maria Immaculata.

Der Titel Immaculata, zu deutsch „die Unbefleckte“, weist hin auf das Dogma der Empfängnis ohne den Makel der Erbschuld, das Papst Pius IX. 1854 verkündete. Dementsprechend zeigt das Bild von Sebastian Hausinger die Gottesmutter in der typischen Darstellungsform: stehend, in mädchenhafter Gestalt und ohne Kind auf dem Arm, dazu die Erdkugel, auf der Maria steht. Darüber befindet sich das „Auge Gottes“: ein Auge inmitten eines Dreiecks, das die Dreifaltigkeit Gottes ausdrückt und das von einem Strahlenkranz umgeben ist.

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