Filial- und Wallfahrtskirche Unsere Liebe Frau in Oberhartheim

Die erste bauliche Anlage, die „Kapelle im Moos“, haben Weltenburger Mönche wohl zunächst aus Holz, später in Stein als spätromanische Chorturmkirche (um 1300) zu Ehren der Muttergottes errichtet. Der Name weist darauf hin, dass die Talmulde, in der Oberhartheim gelegen ist, ursprünglich eine sumpfige Stelle war.

1421 wurde die Kirche im gotischen Stil neu gebaut, unter Verwendung älteren Baumaterials. Schon die Größe des Neubaus zeigt eine florierende Wallfahrt, die im Lauf des 15. Jahrhunderts noch weiter zunahm, sodass die „Kirchpröpste Unserer Lieben Frau von Oberhartheim“ – wohl vergleichbar mit der heutigen Kirchenverwaltung – und Dr. Berchtold Reinschmid, Dekan und Pfarrer in Vohburg, am 30. April 1462 ein Benefizium stifteten, u.a. mit Grundstücken in Menning, Wackerstein und Tolbath. Das Präsentationsrecht für den Benefiziaten hatte der Pfarrer in Vohburg, der Benefiziat selbst wohnte ebenfalls in Vohburg, musste aber in Oberhartheim fünfmal in der Woche und an den Marienfesten die Messe feiern. Diese Stiftung war für das weitere Wachsen der Wallfahrt von großer Bedeutung: So entstand um 1492 das Gnadenbild der Oberhartheimer Madonna, eine herausragende spätgotische Bildhauerarbeit; auch auf einem wertvollen Kelch von 1519 ist ihr Bild eingraviert.

Filial- und Wallfahrtskirche Unsere Liebe Frau in Oberhartheim

Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die Kirche umgebaut und erhielt ein zusätzliches Seitenschiff im Norden, das später als „Beichtkapelle“ mit drei Beichtstuhlnischen und einem Altar zu Ehren der Hl. Magdalena (vormals Erasmus-Altar) ausgestattet wurde, die als Sünderin und Büßerin ein Vorbild für die Beichtenden sein sollte. Im 30-jährigen Krieg kam es zu einigen größeren Beschädigungen, aber danach erfuhr die Wallfahrt bald wieder einen neuen Aufschwung. Um 1700 wurde die Kirche barockisiert und auch verschiedene Emporen wurden eingebaut, um weiteren Platz für die Pilger zu gewinnen.

Zum 300-jährigen Jubiläum, bzw. ein Jahr später (1722), wurde ein neues Geläut angeschafft. 1773 erhielt die Kirche die Kreuzwegstationen (samt Ablass). Wallfahrtsfeindliche Verordnungen und die Kriege in der Zeit der Säkularisation taten der Wallfahrt großen Abbruch. Zum 400-jährigen Jubiläum 1821 wurde der Ablass für die Feste Mariä Heimsuchung (02. Juli) und Mariä Himmelfahrt (15. August) für immer gewährt. 1873 wurde die jetzige Orgel eingebaut und 1875 die vordere Empore wieder entfernt. Im 1. Weltkrieg mussten zwei Glocken abgeliefert werden, aber zum 500-jährigen Jubiläum 1921 wurden zwei neue Glocken aus der Gießerei Vielwerth in Ingolstadt geweiht und eingehängt. Auch das 550-jährige Jubiläum 1971 wurde besonders begangen. Zum 600-jährigen Jubiläum ließ sich, auch Corona-bedingt, die angestrebte weitere Innenrenovierung noch nicht verwirklichen. Dies geschieht nun 2023, quasi im Nachgang (ähnlich wie 1722 beim neuen Geläut). Bereits 2002 wurde die Orgel renoviert, 2004 folgten die Kreuzwegstationen und 2005 der Hochaltar, danach die beiden inneren Seitenaltäre und die Kanzel, sodann 2011-12 die Außenrenovierung.

Bis heute kommen jährliche Wallfahrten aus Dünzing, Menning, Theißing, Pförring und Oberdolling nach Oberhartheim. Seit 1987 geht eine monatliche Fußwallfahrt von der Mariensäule in Vohburg nach Oberhartheim mit einer Messfeier oder einer Andacht als Abschluss, und zwar von Mai bis Oktober als Fatimawallfahrt und von November bis April als Friedenswallfahrt, immer am Sonntag um den 13. jeden Monats herum. Die Fußwallfahrt zum Abschluss der Fatimawallfahrten ist in Form einer Lichterprozession am Abend des Kirchweihsonntags. Ein Jahrzehnt hindurch, von 2003 bis 2013, gab es am Nachmittag des 2. Advents nach der Messfeier zur Friedenswallfahrt einen Mariä-Empfängnis-Markt, der als „kleinster Christkindlmarkt Bayerns“ tituliert wurde und großen Anklang fand. Bei der 250. Wallfahrt am 09. März 2008 wurde die Initiatorin der Fußwallfahrt, Frau Maria Leppmeier aus Vohburg, mit einer bischöflichen Dankesurkunde geehrt und auch die 400. Wallfahrt am 13. September 2020 wurde – trotz Corona-Einschränkungen – mit einer festlichen Messfeier begangen.