Geschichte

Über die Frühzeit der Dünzinger Filialkirche St. Nikolaus gibt es keine gesicherten historischen Aufzeichnungen. Allein im Titel des Adligen Albrecht von Tünzing könnte eine Verbindung zum heutigen Vohburger Ortsteil Dünzing vermutet werden, was allerdings nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden kann. Jedoch sagt schon das Erscheinungsbild der St.-Nikolaus-Kirche viel über ihre Baugeschichte aus.

Die ältesten Teile des Gotteshauses, nämlich die unteren beiden Turmgeschosse, gehen auf eine frühgotische Chorturmkirche aus dem 14. Jahrhundert zurück und sind im Kern erhalten geblieben. Urkundlich erwähnt wurde ein Gotteshaus an dieser Stelle erst 1586. In den nächsten Jahrhunderten folgten mehrere Aufstockungen des Kirchenturms (wohl um 1490 und 1600). Ebenso wurde das Langhaus erhöht und mit einem steileren Satteldach versehen. Mit der zweiten Erhöhung des Kirchturms wurde das Kirchenschiff nach Westenverlängert.

Filialkirche St. Nikolaus in Dünzing
Außenansicht von St. Nikolaus

Historisch belegte Veränderungen ab den 17.Jahrhundert

Filialkirche St. Nikolaus in Dünzing
Zierstuck über dem Chorbogen
Filialkirche St. Nikolaus in Dünzing
Zierstuck über dem Hochaltar

Wesentliche Veränderungen hinsichtlich der Architektur sowie der Innenraumgestaltung ergaben sich im 17. Jahrhundert mit der Anpassung an den damals modernen Barockstil. Der Chorbogen, der auch heute noch ungewöhnlich eng und steil ist, und das Gewölbe in der Sakristei wurden höher gelegt. Dabei wurde ein für die Epoche typisches Kreuzrippengewölbe eingezogen, das bis dato erhalten geblieben ist. Daneben wurde die Kirche mit neuen Altären ausgestattet, darunter auch die heutigen Seitenaltäre.

Nach und nach wurdesodann die Innenausstattung ergänzt und überarbeitet: Um 1770 wurde der RokokoHochaltar zum Herzstück von St. Nikolaus. Wiederum 100 Jahre später (1860/80) erfuhr der Kirchenraum eine Umgestaltung im schlichten Nazarenerstil, der sich in einer dezenten farblichen Ausmalung zeigte. Im Zuge dieser Maßnahme erhielt das Gotteshaus ein neugotisches Gestühl, eine neue Orgel sowie eine große Glocke, die eine der drei kleineren ersetzen sollte. Daneben wurde auch eine neue Kirchturmuhr eingebaut.

Die letzten grundlegenden Veränderungen erfuhr die Filialkirche in Dünzing Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts. Obwohl man sich zuvor für einen schlichteren Kirchenraum entschieden hatte, erfolgte bald nach 1900 die Re-Barockisierung. Diese zeigt sich bis jetzt am ornamentalen Stuck im Chor- und Langhaus. 1962 folgte eine Gesamtrenovierung der Kirche; dabei wurde das neugotische Gestühl durch schlichte, moderne Kirchenbänke ausgetauscht.

Die beiden Bilder auf der linken Seite zeigen Teile des barocken Kreuzrippengewölbes und die in Pastelltönen gestaltete Stuckatur, die im Zuge der Re-Barockisierung angebracht worden ist.

Veränderungen in der jüngsten Vergangenheit

Umfassende Restaurierungsarbeiten fanden auch nach der Jahrtausendwende statt: 2002-03 wurde der Dachstuhl saniert und 2010-11 der Innenraum samt Orgel; dabei wurden u.a. die Pfeifen gegen qualitativ höherwertigere ausgetauscht und der Altarraum wurde durch Ambo und Volksaltar neu gestaltet.

Betrachtet man den Kirchhof, so fällt an dessen Ende ein relativ modernes Gebäude ins Auge: Es ist das ehemalige Schulhaus, das im Jahr 1987 zur Aussegnungshalle umgebaut wurde.

Erfahren Sie hier mehr zu den einzelnen Kunstwerken:

Hochaltar

Linker Seitenaltar

Rechter Seitenaltar

Figur des Hl. Nikolaus

Hochaltar

Der Hochaltar stammt aus dem Rokoko und wurde im Jahr 1770 errichtet. Das Hauptgemälde zeigt den Kirchenpatron: Nikolaus trägt den bischöflichen Ornat. Umgeben von Putten schwebt er auf einer Wolkenbank über weiter Landschaft.

Bei genauerer Betrachtung bemerkt man, dass die Landschaft eine detailgenaue Ansicht des Klosters Scheyern zeigt. Auch ein Gutshof ist zu sehen, sehr wahrscheinlich der Hof der Fam. Handschuh, der gegenüber der Kirche liegt. Dafür spricht auch, dass auf dem Scheunenfirst das Scheyerer Doppelkreuz zu sehen ist und auch an einer Hausecke am Hof der Fam. Handschuh ein entsprechender Vermerk angebracht ist.

Das Doppelkreuz findet sich auch als Teil der Bekrönung des linken Seitenaltares. Beides sind Hinweise, dass Dünzing früher dem Kloster Scheyern unterstand.

Filialkirche St. Nikolaus in Dünzing

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Linker Seitenaltar

Filialkirche St. Nikolaus in Dünzing

Der linke Seitenaltar auf der Nordseite des Langschiffes zeigt ein Bild der Hl. Anna Selbdritt. Die Verehrung der Mutter Mariens war ab dem 16. Jahrhundert ein fester Bestandteil der Volksfrömmigkeit war und erreichte 1584 mit der Festlegung des Gedenktages auf den 26. Juli durch Papst Gregor XIII. ihren Höhepunkt.

Der Annakult aus dem Mittelalter stützt sich neben den apokryphen Evangelien auf die Legenda aurea, einer in Latein verfassten Sammlung von Heiligenlegenden. Die Beliebtheit lässt sich zum einen auf die Unterstützung des damaligen Familienideals zurückführen. Zum anderen stellt die Hl. Anna, die als Großmutter Jesu ihre Tochter Maria gleichfalls ohne Erbsünde empfangen hat, den mittelalterlichen Typus der „mulierfortis“ dar, zu deutsch der „starken Frau“.

Der Ausdruck „Selbdritt“ stammt aus dem Frühneuhochdeutschen und bedeutet so viel wie „zu dritt“ oder „als Teil einer Dreiergruppe“. Die Dreiergruppe besteht aus der Mutter Anna, der verhältnismäßig kleinen und mädchenhaft ausgeführten Maria und dem Jesuskind.

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Rechter Seitenaltar

Der rechte, südliche Seitenaltar zeigt in der Bekrönung das Regensburger Wappen und sowie ein Bild des Hl. Wolfgang von Regensburg, des Patrons von Bayern und unseres Bistums, der an seinem Bischofsstab und an der Kirche, die er im Arm hält, erkennbar ist.

Das Hauptgemälde des frühbarocken Seitenaltares ist ein Holztafelbild, das den Hl. Sebastian zeigt. Nachdem die Verehrung des Heiligen einige Zeit geruht hatte, erfuhr sie eine Wiederbelebung im Barock. Kurz zuvor entwickelten sich Tendenzen, Sebastian – dem Schönheitsideal der Zeit entsprechend – als spärlich bekleideten Jüngling darzustellen. Dies spiegelt sich auch in der Darstellung auf dem Dünzinger Seitenaltar wider.

Obwohl der Hl. Sebastian nicht von den Pfeilen getötet wurde, sondern von Irene, der Witwe des Märtyrers Castulus, halbtot abgenommen und wieder gesund gepflegt worden ist, ist die Szene am Marterpfahl die typische Darstellungsform. Sebastians Mimik und sein Körper scheinen vom Ausdruck physischer Qualen losgelöst zu sein, die ihn umgebenden Engel weisen dennoch auf sein Leiden hin; sie können aber nichts dagegen unternehmen. Engel zu seinen Füßen binden Sebastian vom Marterpfahl los, während ein herannahender Engel einen Pfeil und den Nimbus trägt.

Filialkirche St. Nikolaus in Dünzing

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Figur des Hl. Nikolaus

Filialkirche St. Nikolaus in Dünzing

Eine Besonderheit der Filialkirche in Dünzing ist die Figur des Hl. Nikolaus, die im Langschiff an der Südseite zu sehen ist. Auf den ersten Blick weicht sie nicht von der üblichen Darstellungsform des Heiligen ab: Nikolaus trägt das Gewand eines Bischofs mit Mitra und Hirtenstab in der Hand. Zudem hat der Künstler drei goldene Kugeln hinzugefügt, die ein Symbol für die drei goldenen Äpfel aus einer der bekanntesten Nikolaus-Legenden sind.

Für gewöhnlich liegen diese drei goldenen Kugeln auf einem Buch, dem Evangelium, das Nikolaus hält oder – wie in diesem Fall – auf dem Schoß liegen hat. Doch die Dünzinger Nikolaus-Figur hat gleich zwei Bücher bei sich. Diese Abweichung von der künstlerischen Norm macht die Figur derart einzigartig, dass nicht geklärt leicht geklärt werden kann, welches Buch das zweite Buch sein könnte.

Das Attribut „Buch“ konnte bis zum Ende des Barock bei vielen Heiligen neben dem Evangelium auch ein Gebetbuch, ein Gesetzbuch, das Pastorale oder auch das Missale sein. Im Blick auf andere Darstellungen des Hl. Nikolaus wäre auch das Buch des Wissens, in welchem die guten und schlechten Taten niedergeschrieben sind, als zweites Buch denkbar. Welche dieser Varianten auf die Dünzinger Figur zutrifft, muss an dieser Stelle aber offen bleiben.

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